Tagebuch Mai bis Juli 2012

31.07.2012

Chinesisch Kurs, 2.Stunde. Wir lernen Begrüßung und das gegenseitige Vorstellen. Einige Worte kennen wir zwar bereits, aber heute lernen wir die richtige Aussprache und Betonung. Das Wort für Visitenkarte (ming pian) ist im Chinesischen so wichtig, dass mann es gleich nach 'Guten Tag' und 'Wie geht's Dir?' in der ersten Lektion lernt. 

 

29.07.2012

Wir müssen das erste der beiden ausgeliehenen Autos wieder an den aus Deutschland zurückgekehrten Besitzer abgeben.

 

28.07.2012

Bei Temperaturen um 30°C wäre eine Abkühlung im Freibad nicht schlecht, aber da Chinesen die Sonne eher meiden, ist es gar nicht so leicht hier eines zu finden. Bekannte von uns haben aber ein Outdoor Erlebnisbad etwas außerhalb von Shenyang ausfindig gemacht und Sophie fährt mit ihnen dorthin. Simon ist erkältet (böse Klimaanlage!) und bleibt zu Haus.

Auf der Zufahrtsstraße stehen am Straßenrand diverse fliegende Händler mit Schwimmreifen in allen Größen und Variationen (schlicht rund, in Enten- oder Hirschform,...). Wir halten bei dem Händler an, der die größten Reifen anbietet und entscheiden uns für drei große Reifen mit Haltegriffen. Der Händler bläst sie mit einer Luftpumpe auf und mit etwas Drücken und Quetschen bekommen wir zwei der Reifen in den Kofferraum des 5ers und der dritte muss mit auf die Rückbank. So ausgestattet betreten wir das Erlebnisbad. Der Grund warum so viele Händler mit Schwimmreifen an der Zufahrtsstraße stehen ist, dass nur wenige Chinesen schwimmen können und daher nur mit Schwimmreifen ins Wasser gehen. In dem Schwimmbad gibt es viele Rutschen, einen Wasserkanal und ein Becken mit Wellen, in dem sich alle in ihren Schwimmreifen auf und nieder schaukeln lassen. Ein Meer aus Schwimmreifen! Eine Fahrt im Schwimmreifen im Wasserkanal dauert ca. eine halbe Stunde, denn der 'Lazy River' geht einmal komplett um den Wasserpark herum und ist ziemlich träge. Wenn nicht alle paar Meter eine Art Wasserfall von oben quer über den Kanal gehen würde, könnte man sich dort gemütlich für ein paar Stunden in seinen Schwimmreifen reinhocken und ein Buch lesen und ein paar Runden drehen. 

Eine Stelle, an der man einfach ein paar Bahnen schwimmen könnte, gibt es dort nicht. Das wäre ja auch langweilig und aufgrund der geringen Freischwimmerdichte eher überflüssig.

Wir stehen eine halbe Stunde in der Warteschlange, um eine Trichterrutsche zu rutschen, aber das hat sich gelohnt! Man sitzt zu fünft in einem runden Schlauchboot und dann geht es erst ein paar Meter durch eine Tunnelrutsche, um dann gefühlt fast senkrecht in einen auf der Seite liegenden Trichter zu schießen. In dem Trichter pendelt man dann ein paar Mal die Wände auf und ab, um dann am Ende des Trichters wieder in einer Tunnelrutsche zu verschwinden. Da aber an allen Rutschen die Schlangen ähnlich lang sind, verzichten wir auf weiteres Rutschvergnügen. 

 

27.07.2012

Letztes Wochenende hat es in Peking schlimme Unwetter mit sehr viel Regen und Überschwemmungen gegeben. Da für dieses Wochenende Regen für Shenyang vorhergesagt ist, erhalten alle Dienstwagenfahrer eine e-Mail, die an das richtige Fahrverhalten bei Regen erinnert. Bei Regen langsam und vorsichtig fahren und große Pfützen meiden. Wenn das Auto überschwemmt das Fenster öffnen und durch das Fenster aussteigen!

 

26.07.2012

Wir haben heute die erste Stunde unseres Chinesisch Kurses. Von nun an kommt dienstags und donnerstags für jeweils eineinhalb Stunden eine Lehrerin zu uns nach Haus, die versuchen wird, uns Chinesisch beizubringen. Die erste Stunde verbringen wir mit Tönen. Im Chinesischen gibt es nämlich vier Tonhöhen: Ton auf einer Ebene halten, Ton nach hinten anhebend wie bei einer Frage, Ton erst runter und dann hoch oder Ton am Ende abfallend wie am Satzende. Und es kommt sehr darauf an, wie man ein Wort ausspricht. Wenn man es nur ein wenig falsch betont, verstehen einen die Chinesen nämlich nicht. Und je nachdem welchen Ton man wählt, hat das Wort dann ganz andere Bedeutungen. Wir versuchen also unserer Lehrerin alles genau so nachzusprechen wie sie es uns vorspricht und sind dann auch total überzeugt, dass wir es genau richtig nachgesprochen haben, aber manchmal schüttelt sie auch den Kopf aber wir hören keinen Unterschied.

Grammatik scheint es zum Glück nicht so viel zu geben. Deklinieren oder Konjugieren gibt es nicht. Das lässt uns hoffen.

 

19.07.2012

Tag 5: Der Strom ist noch da. Sophie erreicht um 8:20 das Verwaltungsbüro, wird darauf hingewiesen, dass sie erst um 8:30 öffnen. Bis dahin surfen die Angestellten im Internet. Um 8:30 wird dann die Rechnung bezahlt und ich kann gleich noch eine Anzahlung im Voraus tätigen für zukünftigen Energiekonsum. Natürlich gibt es ein Fapiao (chinesisch für Quittung) mit einem roten Stempel drauf. 

 

In China ist es üblich, dass die Schutzfolie an neuen Geräten gern drangelassen wird, damit die Dinge noch lange neu bleiben und nicht schmutzig werden. Das sieht man immer wieder: z.B. in Folie steckende Fernbedienungen, selbst im Hotel war die Dunstabzugshaube über unserer Herdplatte noch in Folie und die Türschaniere an der Dusche auch. Manchmal haben selbst die Sitze im Bus unter den bereits erwähnten Schonbezügen noch die Plastikfolie von der Auslieferung. So auch bei der heutigen Heimfahrt, allerdings fehlen da die Schonbezüge. Wir sitzen also direkt auf der Auslieferungsschutzfolie und das obwohl der Bus alles andere als neu ist. Atmungsaktiv ist das nicht gerade und bei 30°C und einer dreiviertel Stunde Busfahrt kommt man da ganz schön ins Schwitzen. Die Plastikfolie ist völlig verstaub, drecking und halb zerrissen, aber Hauptsache die Sitze sind sauber. Wenn der Bus eines Tages ausgemustert wird, kann man vielleicht die Sitze noch mal verwenden.

 

18.07.2012

Tag 4: Es klebt eine zweite Rechnung zur Erinnerung an unserer Tür. Na hoffentlich haben wir morgen noch Strom. 

 

16.07.2012

Tag 2: Simon nimmt den Zettel mit in die Arbeit und lässt ihn dort übersetzen. Es ist tatsächlich die Stromrechnung. Wir müssen sie innerhalb von drei Tagen in bar in einem Verwaltungsbüro unserer Wohnanlage bezahlen. Die Öffnungszeiten: sehr arbeitnehmerfreundliche Mo-Fr 8:30-11:30 und 13:00-16:30.

 

15.07.2012

Tag 1: Wir machen einen Ausflug zur Vogelinsel. In dem Fluss, der Shenyang durchquert, ist eine große Insel, auf die man über eine Fußgängerbrücke gelangt. Dort gibt es diverse Vogelvolieren, eine Weide mit Straußen, Adler, Pfauen, sogar einen weißen Pfau und schwarze Schwäne.

Als wir zu unserer Wohnung zurückkehren klebt einer kleiner Zettel an unserer Tür mit viel chinesischem Text drauf und ein paar Zahlen. Wir vermuten, dass es eine Strom- oder Wasserrechnung ist, denn das haben wir schon von Kollegen gehört, dass das hier so läuft. 

 

14.07.2012

Partnerlook: um der Welt zu zeigen, dass sie zusammengehören, tragen junge chinesische Pärchen gern Partnershirts. Auf den knallbunten T-Shirts sind dann Comics oder lustige Gesichter, damit es auch ja jedem auffällt. Es gibt sogar extra Geschäfte, die sich auf gleiche T-Shirts in Männer- und Frauenschnitten spezialisiert haben. Das was man bei uns unbedingt vermeiden möchte, ist hier Kult.

 

13.07.2012

Die Temperatur steht nun schon seit mehreren Wochen bei 30°C und das bewegt männliche Chinesen mittleren und höheren Alters dazu ihr T-Shirt bis zum Bauchansatz hochzukrempeln und bauchfrei durch die Stadt zu laufen. Ein Anblick auf den wir gern verzichten würden.

 

11.07.2012

Jetzt haben schon zwei Autos! Der Kollege mit dem X1 ist auch nach Deutschland geflogen und lässt uns seinen Autoschlüssel zurück. Nun haben wir ein Auto für Regen (bei Hochwasser sind ein paar mehr Zentimeter Bodenfreiheit recht vorteilhaft) und ein Auto für Sonnenschein.

 

10.07.2012

Es gibt neue Fotos!

 

07.07.2012

Jungfernfahrt: Simons Kollege stellt uns seinen X1 zur Verfügung, damit wir zum Einkaufen fahren können. Wir fahren zur Metro und kommen ohne Schrammen und mit vollem Kofferraum zurück.

Nachmittags holt Simon den 3er der Frau eines Kollegen ab, den sie uns freundlicherweise zur Verfügung stellt, während sie Urlaub in Deutschland macht. Der 5er, den wir im Februar bestellt haben, lässt noch bis August auf sich warten. In was für einem Unternehmen arbeiten wir noch mal?

 

01.07.2012

Zusammen mit einer Kollegin, die in zwei Wochen zurück nach Deutschland fliegt, ist Sophie bei einer chinesischen Kollegin eingeladen um zu lernen wie man Jiaozi (sprich: Dschautze) macht. Das sind chinesische Teigtaschen, ähnlich wie Maultschan oder Ravioli, aber mit anderem Teig, anderer Füllung und anderer Form. Chinesische Jiaozi eben. Die Oma zeigt uns persönlich worauf es beim Füllen und Falten der Teigtaschen ankommt, damit nachher beim Kochen nichts herausfällt. Wir stellen uns recht geschickt an, denn am Ende bleiben alle Taschen beim Kochen zu. Und schmecken tun sie auch!

 

31.06.2012

Chinesen lieben Karaoke. Bisher sind wir um diese Art der typisch chinesischen Freizeitgestaltung noch herumgekommen, aber anläßlich des Geburtstages eines Kollegen betreten wir zum ersten Mal ein KTV, so heißen Karaoke Bars in China. Wir sind überrascht, denn es ist ganz anders als wir es uns vorgestellt haben. Man mietet einen kleinen Raum, in dem gegenüber einer langen Couch ein großer Flachbildfernseher hängt und außerdem ein paar Mikros liegen. Keine fremden Leute und keine Bühne! Es ist eher wie im Wohnzimmer und man kann den Originalgesang nach Belieben im Hintergrund mitlaufen lassen. Es ist gar nicht so schlimm und macht erstaunlicherweise sogar Spaß.

 

29.06.2012

Der Wecker klingelt um 2:00. Deutschland spielt im EM Halbfinale. Das Spiel beginnt nach Chinesischer Zeit um 2:45, mitten in der Nacht. Um 2:20 sitzt Sophie im Taxi und ist um 2:35 im Little Europe Pub, um dort mit anderen das Spiel anzuschauen. Die Bar ist voll, leider verliert Deutschland 1:2 gegen Italien. Um 5:00 bin ich wieder zurück in der Wohnung und stehe um 6:00 auf, um in die Arbeit zu fahren.

 

26.06.2012

Heute Nachmittag regnet es in Dadong (der Stadtteil in dem Sophie arbeitet) und zwar ziemlich extrem. Auf dem Nachhauseweg nach der Arbeit kommen wir aufgrund des vielen Wassers auf der Straße nur sehr langsam voran. Mit einem Mal steht unser Bus vor einer Megapfütze. Einige Autos drehen vor der Pfütze um, doch unser Busfahrer wagt sich, mehr leichtsinnig als mutig, in die Pfütze. Wir schieben eine ordentlich Bugwelle vor uns her, passieren drei liegengeblieben Geländewagen, die bis zur Tür im (und im Innenraum vermutlich unter) Wasser stehen und vier LKW, die ebenfalls unfreiwillig in der Pfütze parken und deren Reifen komplett im Wasser verschwunden sind. PKW wagen es gar nicht in die Pfütze zu fahren. Zu Recht.

Während wir aus dem Busfenster die Szenerie beobachten, versucht ein Chinese seinen LKW aus der Pfütze zu schieben und steht bis zum Oberschenkel im Dreckwasser und bekommt dann noch unsere Bugwelle ab. 

Ich bin sehr froh als wir nach ca. 300 Metern das Ende der Pfütze erreichen.

Visionen schwirren durch meine Kopf wie ich mit meinen Schuhen in der Hand und der Hose soweit wie möglich hochgekrempelt Mitten in der Pfütze aus dem Bus aussteigen muss und dann barfuß mit den Zehenspitzen vorantastend, um nicht in einem Loch zu verschwinden, durch eine kniehohe braune Brühe wate. Da helfen auch keine Gummistiefel mehr.

In Tiexi (dem Stadtteil in dem Simon arbeitet) ist alles staubtrocken.

 

24.06.2012

Wir wohnen ca. 200m von einem großen Fluss entfernt, dem Hun He. An diesem Fluss entlang schlängelt sich ein Park über viele Kilometer. Wir machen eine Radtour zu viert und folgen dem Fluss etwa 30 km flussaufwärts. Die Sonne scheint und es macht Spaß. 

Wir kommen an einem Dorf vorbei, dass innerhalb der letzten 2 Jahre entstanden ist und an dem momentan noch fleißig gebaut wird. Es erinnert einen an eine Deutsche Kleinstadt mit historischem Fachwerkkern. Wir schlendern über den Marktplatz und kommen am "Eiscafe Cortina - seit 1958" vorbei. Es gibt noch diverse weitere kleine Läden, aber das einzige, das bereits geöffnet ist, ist ein kleiner Supermarkt. Dort kaufen wir vier 'I Phone 5' Eis und eine Flasche Wasser und zahlen 5 Yuan (ca. 60 Cent). Wir setzen uns auf eine Terasse am See neben dem Eiscafe. Wir kommen uns vor wir in einer Filmkulisse. Verrückte Welt!

Abends grillen wir bei einem der beiden Kollegen. Es geht uns gut, nur der Hintern tut weh von der langen Radtour.

 

22.06.2012

Heute ist Freitag und wir haben frei. Morgen, also am Samstag, ist nämlich Feiertag (Drachenbootfest) und damit die arbeitende Bevölkerung davon etwas hat, wird der Freitag zum Samstag und somit entsteht ein langes Wochenende! Simon muss leider arbeiten, da sich ganz hoher Besuch aus München angekündigt hat und der leider nicht über die Chinesische Methode des Wochenendverschiebens an Feiertagen informiert wurde. Oder vielleicht hats sich auch nur keiner getraut ihm das zu sagen. Also müssen nun alle Mitarbeiter des neuen Werkes arbeiten.

 

17.06.2012

Es hat 38°C! Eigentlich viel zu heiß für Sightseeing. Doch heute steht die Verbotene Stadt auf dem Programm und davon lassen wir uns auch nicht abhalten. 

Um 8:30 stehen wir pünktlich zur Öffnung der Tickethäuschen auf dem Platz vor der Verbotenen Stadt und dann geht es begleitet von einem Strom von Chinesen hinein in den Kaiserpalast. Die Pracht und Anzahl der Hallen ist sehr beeindruckend und es ist schier unglaublich wie groß die Verbotene Stadt ist. Nach vier Stunden geben wir auf und dabei haben wir erst die Hälfte gesehen. Danach erklimmen wir noch den Kohlehügel direkt hinter der Verbotenen Stadt, von dem man einen guten Blick über die Dächer hat. Leider ist es etwas diesig.

Im Anschluss daran besichtigen wir noch den Lamatempel und den Konfuziustempel. Erschöpft fahren wir zum Flughafen und fliegen zurück nach Shenyang.

 

Noch eine Geschichte, die wir beobachten als wir vor der Verbotenen Stadt in der Ticketschlange anstehen:
Die Chinesen sind der Ansicht, dass Kinder schneller trocken werden, wenn sie keine Windeln tragen. Also werden Baby- und Kinderhosen einfach am Po aufgeschnitten und wenn sie mal müssen, dann läuft das einfach unten raus. Manchmal sieht man hier Kleinkinder, die sich dann einfach auf die Strasse hocken und dort Pipi machen. Das ist jetzt war nicht so lecker, aber damit kann man sich noch abfinden, wenn man bedenkt, dass Hunde ja auch überall hinpieseln.
Vor der Verbotenen Stadt zwischen tausenden von Touristen, die ebenfalls auf Einlass warten, hocken drei Frauen mit einem kleinen Baby. Es kann noch nicht allein stehen. Sie hocken im Kreis um das Baby rum, das auch so eine am Po aufgeschlitzte Hose trägt. Da es so heiss ist, trägt es eine kurze Hose und keine Socken oder Schuhe. Mit einem Mal bekommt das Baby Durchfall und dann verbreitet sich die Sch... rasend schnell. Es läuft an den Beinchen runter und auf den Boden vor der Verbotenen Stadt wo überall Touristen herumstehen. Da eine der Frauen das Baby so hält, dass es mit den Füßen auf den Boden kommt und das so schön glitschig ist, rutscht das Baby dann ganz vergnügt mit den Füßchen darin herum und die drei Frauen wissen gar nicht was sie tun sollen. Schön, wenn man selbst nur Zuschauer ist.  
  

16.06.2012

Was für eine  tolle Stadt! Gestern Abend haben wir ja nicht mehr viel gesehen, da es schon dunkel war als wir angekommen sind. Peking (20 Mio. Einwohner) ist ja noch mal deutlich größer als Shenyang (7 Mio. Einwohner), aber es geht sehr viel ruhiger zu. Es wird nicht ununterbrochen gehupt, was die Autofahrer in Shenyang permanent tun und man kann als Fußgänger fast gefahrlos die Straße überqueren ohne von Autos jedes Mal fast überfahren oder zumindest angehupt zu werden. Außerdem braucht man nicht ständig auf den Boden zu schauen, um nicht in Löcher zu fallen oder über Buckel zu stolpern. Erst hier wird uns bewusst, dass Shenyang eine einzige Baustelle ist. Peking ist irgendwie komplett.

Wir haben schönes Wetter (32°C) und fahren mit einem Guide zur Chinesischen Mauer. Auf dem Weg dorthin machen wir noch Halt bei den Ming-Gräbern vor den Toren Pekings und besuchen dort das Grab von Zhu Di, eines Kaisers der Ming-Dynastie. Danach geht es weiter zu Großen Mauer bei Badaling. Und wir sind nicht allein. Obwohl es auf den ersten Blick auf dem großen Parkplatz vor der Seilbahn recht leer aussieht, drängeln wir uns die ersten Meter in einer Masse von Chinesen vorwärts. Erst hinter der ersten größeren Steigung wird die Menschenmenge deutlich weniger. Die Mauer ist wirklich toll und wahnsinnig bergig. Manchmal ist sie so steil, dass man sich beim Bergabgehen am Geländer festhalten muss, um nicht auf der glatten Fläche hinunterzurutschen. An einigen Stellen gibt es auch Treppenstufen, aber halt nicht überall. Es ist erstaunlich wie die Krieger damals von dieser Mauer aus ihr Land verteidigen konnten. Die müssen damals echt fit gewesen sein. Wir schnaufen nach wenigen Metern bereits beachtlich.  

 

15.06.2012

Wir fliegen nach Peking! Simons Eltern sind schon gestern vorausgeflogen und wir fliegen nach der Arbeit hinterher. Es ist unsere erste Reise in China. Peking ist ca. 800km von Shenyang entfernt und der Flug dauert eine gute Stunde.

 

11.06.2012

Es ist 22:00. In unserem Gästebad ist viel Betrieb. Seit drei Stunden sind dort vier Installateure beschäftigt und ab und zu schauen auch noch zwei Männer vom Sicherheitsdienst vorbei. Sie haben eine Wand mit Fliesen aufgerissen, um die undichte Stelle abzudichten. In der Dusche liegt ein Haufen Schutt. Ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Update 23:15: die Handwerker sind gerade gegangen. Ob die Rohre jetzt dicht sind, werden wir merken, wenn die Nachbarn sich wieder über das Wasser beschweren. Sicherheitshalber lassen wir unsere beiden Gäste nun in einem unserer anderen beiden Bäder duschen. 

 

10.06.2012

Es ist Sonntag. Anlässlich der Eröffnung des neuen Werkes gibt es heute Abend ein grosses Mitarbeiterevent in einem Sportstadion. 10.000 Mitarbeiter sind eingeladen und werden mit den Shuttlebussen dorthin gebracht. Leider regnet es in Strömen. Ab der vierten Reihe sitzt man im Trockenen, aber die Bühne ist nicht überdacht. Wir sehen eine tolle Bühnenshow mit mehreren mehr oder weniger bekannten chinesischen Sängern, die sich unter Regenschirmen verstecken und Tänzern ohne Schirme, die reihenweise auf der regennassen Bühne ausrutschen. Das Programm ist fuer 2 Stunden angesetzt, wird aber um eine Stunde überzogen. Wetten dass..? lässt grüssen.



08.06.2012

Da man ausländische Gäste, die nicht im Hotel übernachten, innerhalb von 24 Stunden bei der Polizei anmelden muss, geht Simon heute Morgen mit seinen Eltern aufs Revier. Dank der vorherigen Anmeldung durch die BMW Visumsbeauftragete, ein völlig unspektakuläres Unterfangen. Der Beamte im Empfangsraum erwartet uns schon und zeigt, dass wir in den 5ten Stock müssen (was einfach zu verstehen ist, da wir auch schon vorher instruiert wurden). Dann füllt ein anderer Beamter die entsprechenden Formulare aus, setzt den obligatorischen roten Stempel drauf und nach knapp 20 Minuten ist alles vorbei.

Inzwischen haben wir in der Wohnung wohl einen Wasserleitungsschaden. Zumindest bekommt Simon einen Anruf von der Vermieterin, bzw. von seiner Teamassistentin, die die Vermieterin angerufen hat, da die Vermieterin kein Englisch spricht. Wie auch immer in der Wohnung unter uns kommt Wasser und bei uns läuft die Wasseruhr, obwohl keiner Zuhause ist. Also hat der Supervisor uns mal vorsorglich das Wasser abgestellt. Als Simon nach Hause kommt um zu schauen (mit Visionen einer abgesoffenen Wohnung), stellt sich heraus, dass bei uns alles staubtrocken ist. Also Anruf bei der Vermieterin (via Teamassistentin), die uns den Supervisor vorbeischickt, der auch feststellt, dass alles trocken ist!

Das Wasser also wieder angedreht, leider läuft tatsächlich der Wassserzähler, obwohl kein Wasserhahn aufgedreht ist - da scheint es also irgendwo im Boden oder in der Wand ein Problem zu geben. Dank zwei getrennter Wasserleitungen könnnen wir schnell orten, dass es irgendwo zwischen Absperrhahn und Gästebadezimmer undicht sein muss. Jetzt haben wir zwar Gäste im Gästezimmer, aber leider hat das Gästebad/WC kein Wasser - zum Glück haben wir ja noch zwei weitere Bäder, die noch funktionieren und auch die Küche hängt an der funktionierenden Leitung. Mal schauen wann und was da jetzt gemacht wird. So eine Leitung im Boden und in der Wand lässt sich ja nur so mittelmässig gut reparieren, wenn man nicht alles aufmacht...

 

Sophie ist derweil zur Arbeit gefahren und hat heute und morgen ein Teamevent in einem Kloster in der Nähe von Shenyang.

 

07.06.2012

Der erste Besuch aus Deutschland ist da: Simons Eltern sind angekommen mit dem Direktflug aus Frankfurt, den es seit wenigen Wochen gibt. Rechzeitig für den ersten Besuch in der Wohnung haben wir noch (fast) alles auf Vordermann gebracht.

Der neue Kühlschrank ist auch gekommen, pünktlich um kurz nach 17 Uhr - na gut eigentlich war 16 Uhr ausgemacht aber wir sind nunmal in China - und er ist jetzt DA, also kein Grund sich zu beklagen. Ob dieser jetzt funktioniert? Keine Ahnung - wir muessen ihn erst 6 Stunden stehen lassen, bevor wir ihn anschalten, das hat der Kuehlschranklieferant gesagt, auf Chinesisch und hat dabei auf die Uhr gezeigt und das Zeichen fuer 6 mit der Hand gezeigt (da war es schon 18:00 Uhr, daher haben wir haarscharf geschlussfolgert dass er die Dauer und nicht die Uhrzeit meint.) Dann werden wir mal morgen früh schauen ob wir jetzt eine Kühl-Gefrier-Kombination oder wieder eine Gefrier-Gefrier-Kombi haben.

 

05.06.2012

Simon hat den Führerschein bestanden (auch hier hat sich das Lernen gelohnt) - wenn jetzt noch unser Auto da wäre... haben auf Nachfrage erfahren, dass wir es wohl erst Anfang August bekommen, obwohl wir es bereits im Februar bestellt haben und derzeit kein temporäres Fahrzeug verfügbar ist. Dann fahren wir halt weiterhin Bus und Taxi.

Wir haben den Liefertermin für den Kühlschrank bekommen: Mittwoch zwischen 9:00 und 17:00 Uhr. Super, danke, ist echt klasse wenn Nicht-Berufstätige so  einen Termin ausmachen. Wir haben den Termin jetzt auf Donnerstagnachmittag (um 16 Uhr) verschieben lassen - funktioniert doch!

 

04.06.2012

Die erste Nacht in der neuen Wohnung. Gut geschlafen haben wir beide nicht, aber wir werden uns sicher an das neue Umfeld gewöhnen. Ab heute müssen wir uns das Frühstück und das Abendessen wieder selber machen :-( Mal schauen. ob wir das nach 3 Monaten im Hotel noch hinbekommen. Der Kühlschrankspezialist hat inzwischen beschlossen, dass das Ding ausgetauscht werden muss und wir einen Neuen bekommen. Lieferung im Laufe der Woche... (tolle Angabe)

Aber wir haben ja unsere gute alte Kühlbox dabei und genügend Kühlakkus - und kalt genug ist der Kühl-, bzw. Gefrierschrank ja.

 

03.06.2012

Heute kommt der erste Tagebucheintrag aus unserer neuen Wohnung!

Simon lernt für den Führerschein, denn er hat ja am Dienstag die theoretische Prüfung und Sophie räumt und putzt in der Wohnung.

Das Wasser ist über Nacht wieder von den Straßen verschwunden, so dass uns ein Kollege mit den übrigen Koffern und Kisten zur Wohnung fahren kann.

Am Nachmittag regnet es schon wieder. Zum Glück müssen wir nicht mehr raus.

 

02.06.2012

Am Vormittag machen wir einen Großeinkauf in der Metro. Bekannte von uns, die ebenfalls dieses Wochenende aus dem Hotel in ihr Haus umziehen werden, brauchen wie wir die Grundausstattung und wir fahren zusammen los. Dann fahren wir in die Wohnung, um die Lebensmittel auszuladen und außerdem hat sich ein Fachmann für Kühlschränke angekündigt. Unsers neue Kühl-und Gefrierkombination hat auf der einen Seite einen Gefrierschrank, der auf -18°C kühlt und auf der anderen Seite ist der Kühlschrank, der auf -5°C kühlt. Also egal auf welcher Seite wir etwas hineinstellen, gefriert es zu Eis. Die Kühlschrankseite läßt siche leider nicht auf Plusgrade einstellen. Der Kühlschrankenginier rückt den Kühlschrank von der Wand weg, schaut hinein und kann ihn leider auch nicht reparieren. Nächste Woche bekommen wir einen neuen.  

Am Nachmittag beginnt es sintflutartig zu regnen und dazu gewittert es auch noch.  Nach kurzer Zeit stehen mal wieder alle Straßen unter Wasser. Die Taxifahrer stellen den Dienst ein. Wir wollen zurück von der Wohnung ins Hotel, um die letzten Sachen zu holen. Per U-Bahn kommen wir zwar zum Hotel, welches wir danach aber aufgrund der überfluteten Straßen nicht mehr verlassen. Beim Abendessen spekulieren wir darüber, ob wir morgen den Restumzug mit einem Tretboot vom nahegelegenen See machen.

 

30.05.2012

Über Nacht haben wir eine e-Mail erhalten. Das Hinauftragen des Sofas in den 20. Stock soll uns 450 US Dollar (!) zusätzlich kosten. Das ergibt bei 6 Personen, die etwa eine halbe Stunde das Sofa getragen haben, einen Stundenlohn von 150 USD, und das in China. Am Nachmittag erhalten wir von der Spedition aus Deutschland, die die Asian Tigers beauftragt hatten, einen Anruf, dass sie einen günstigeren Partner finden, der uns das Sofa nach oben trägt. Denen erzählen wir, dass sie zu spät sind und das Sofa bereits seit 24 Stunden in der Wohnung steht. Jetzt müssen die sich mit Aisan Tigers und der Personalabteilung von BMW um die Abwicklung der Kosten kümmern.

Ansonsten werden heute die Möbel aufgebaut und Kisten ausgepackt. Es entsteht ein unglaublicher Haufen an Altpapier, denn es wurde ja alles seefrachtgeeignet in Papier, Pappe und Kartons eingepackt, nicht nur Geschirr und Gläser, sondern auch alle Schrankteile und andere Möbel. Zum Glück gibt es hier in China Leute, die das Altpapier für einen abholen. Die kommen sogar bis ins Treppenhaus vor die Wohnungstür und bringen dann alles mit Dreirädern (pedalbetrieben oder motorisiert) weg.

Wir geben Anweisung, welches Möbel an welcher Stelle aufgebaut werden soll und springen zwischen den verschidenen Zimmern hin und her, um Katastrophen zu verhindern. Bei unserem Esstisch sind wir fast zu spät. Einen ausziehbaren Tisch haben sie nämlich noch nie gesehen, und daher drehen sie die Schrauben kreuz und quer durch die Tischbeine, so dass sie dadurch fast die Tischplatte zerstören. Wir können gerade noch rechtzeitig eingreifen und den Tisch retten.

Verspätung heute Morgen: 1 Stunde

Dauer der Mittagspause: 2 Stunden

Keinerlei sonstige Vorkommnisse.

 

Wir werden am Wochenende vom Hotel in die Wohnung umziehen, nachdem wir die Wohnung bewohnbar gemacht, unsere Klamotten im Hotel eingepackt und uns mit Nahrungsmitteln versorgt haben. Das wird ein Großeinkauf, denn wir müssen ja komplett bei Null starten, da wir ja keine Lebensmittel mitnehmen durften. Ohne Auto (und Simon ja auch noch ohne Führerschein) ist das gar nicht so einfach. Aber netterweise hat uns ein Kollege angeboten, dass wir sein Auto nutzen dürfen und so muss sich Sophie dann wohl in den Shenyanger Straßenverkehr stürzen und das wo sie doch so gern in Städten autofährt.

 

29.05.2012

Endlich ist es soweit: unser Container kommt in Shenyang an. Am Morgen fahren wir vom Hotel in unsere Wohnung und warten dort gespannt auf die Ankunft des Containers. 

Mit einer Stunde Verspätung wird er angeliefert, aber darauf kommt es bei drei Monaten Lieferzeit jetzt auch nicht mehr an. Wir sind ja froh, dass er überhaupt kommt.

Nachdem wir das Siegel persönlich geprüft haben, beginnen um halb elf sieben Asian Tigers (so heißt die Spedition) mit dem Entladen: vom Seecontainer, der auf der Straße außerhalb der Wohnanlage parken muss, in einen kleinen LKW, der dann die Kartons bis zur Haustür bringt. Dort werden die Kartons abgeladen und in den Fahrstuhl umgeladen und dann geht es ab in den 20. Stock in unsere Wohnung. Die Kartons sind durchnummeriert (250 Stück) und wir müssen jeden kontrollieren und auf einer Liste abhaken.

Wie das in China so üblich ist, wird pünktlich eine Stunde Mittagspause gemacht. Unsere Tiger sind sogar überpünktlich und beginnen schon um 11:50 mit der Mittagspause und dehnen sie bis 13:30 aus. Diese Zeit nutzen wir und packen schon mal die bis dahin in der Wohnung angekommenen Kartons aus, damit die nicht mehr in Wege stehen und das Verpackungsmaterial wieder verschwinden kann. Davon sind die Tiger nicht so begeistert und geben uns zu verstehen, dass wir keine Kartons auspacken sollen, damit, falls am Ende Kartons fehlen, sie noch mal kontrollieren können, welche schon in der Wohnung sind. Aber wir haben ihnen ja die Kartons mit den Nummern da gelassen, nur schon mal ausgepackt.

Nach der Mittagspause geht es zunächst zügig voran, doch dann gerät das Entladen ins Stocken. Simon wird nach unten zum LKW gebeten: "Big problem!". Das große Problem ist die zweite Hälfte unseres Sofas. Sie passt nicht in den Aufzug hinein. Simon soll einen Vorschlag machen, wie sie die Sofahälfte in den Aufzug stecken sollen, damit es passt. So lassen sie Simon indirekt bestätigen, dass es nicht geht. Sie machen dann den Vorschlag, dass sie die Sofahälfte unten in der Eingangshalle stehen lassen. Das ist wirklich ein ernst gemeinter Vorschlag! Simon: "Auf keinen Fall! Das Sofa muss in die Wohnung.". Es gäbe da ja noch die Treppe! Das war quasi ein Stich ins Wespennest. Es beginnt eine große Diskussion, die sich über eine Stunde hinzieht und alle involviert sind. Der Vorarbeiter ruft den Manager an und alle anderen stehen rum. Auf die Idee bis zur Klärung des Problems schon mal mit dem Aufbauen der Schränke zu beginnen, kommt niemand. Irgendwann gibt der Vorarbeiter bekannt, dass der Manager zugestimmt hat, dass das Sofa in die Wohnung muss. Und siehe da, am Ende schleppen sechs der sieben Asian Tigers unsere Sofahälfte in den 20. Stock; alle bis auf den Vorarbeiter. Danach sind sie verständlicherweise so fertig, dass um 17:00 Schluss ist für heute. Sie haben immerhin 4 Stunden gearbeitet, wenn man die Verspätung, die lange Pause und die Diskussion von der Zeit der Anwesenheit abzieht. Jedenfalls ist der der Container jetzt ausgeladen und alle Teile sind in der Wohnung. Morgen geht es weiter.

 

28.05.2012

Seit einigen Wochen gibt es hier in Shenyang eine deutsche Bäckerei mit Brot und Brötchen so wie man sie von zu Hause kennt. Diese Bäckerei importiert Teiglinge aus Deutschland und backt sie hier auf. Sie haben allerdings nicht mit einer so großen Nachfrage gerechnet und nun sind ihnen die Teiglinge für Brötchen ausgegangen. Nachschub folgt erst im Juli! Bis dahin müssen wir mit Brot leben - und das ausgerechnet so kurz bevor wir aus dem Hotel ausziehen und uns selbst versorgen müssen.

 

Morgen kommt unser Seecontainer hier an. Wir sind schon sehr gespannt!

 

Temperatur: 30°C.

 

26.05.2012

Es ist Samstag und Simon geht arbeiten.

Sophie holt die Vorhänge für unsere neue Wohnung ab. Da wir nächste Woche endlich einziehen können, wird das auch höchste Zeit.

 

Es hat 25°. Seit einiger Zeit haben haben wir nun schon konstant sommerliches Wetter. Während wir uns über den Sonnenschein freuen, laufen viele Chinesinnen mit kleinen Sonnenschirmchen rum. Sie möchten nämlich möglichst weiß sein und beneiden uns um unsere helle Haut. Es gibt hier fast ausschließlich Gesichtscremes mit 'whitening effect'. Getönte Tagescreme oder gar Selbstbräuner würde man hier vergeblich suchen. 

 

25.05.2012

Simon macht heute den Physical Check und ist nun zur Führerscheinprüfung zugelassen. Der Termin dafür ist übernächste Woche.

 

Wir haben jetzt das Ankunftsdatum unseres Seecontainers: nächsten Dienstag, genau drei Monate nachdem unser Zeug in München abgeholt wurde.

 

24.05.2012

Heute ist die offizielle Eröffnung des neuen Werkes. Zur Feier des Tages gibt es hier bayerischen weißblauen Himmel, was in Shenyang nur äußerst selten vorkommt. Entweder ist der Himmel strahlend blau oder grau, aber kleine weiße Wölkchen am Himmel gibt es fast nie. Was BMW wohl dafür gezahlt hat...?

An der Eröffnungszeremonie nehmen viele wichtige Leute aus München, chinesische Politiker und die Weltpresse teil, nur keine Mitarbeiter. Das finden wir ziemlich schade. Immerhin darf Simon im Anschluss an die Veranstaltung noch ein paar Leute von der Presse durch den Karosseriebau führen. Aber sagen darf er nichts, nur aufpassen, dass niemand verloren geht und lächeln ohne dabei die Zähne zu zeigen.

 

22.05.2012

Simon hat diese Woche Frühschicht und da um fünf Uhr noch kein Shuttlebus vom Hotel zum Werk fährt, gönnt er sich ein Taxi. Heute Morgen ist der Taxifahrer besonders motiviert und legt die Strecke, für die man im Normalfall 50-60 Minuten benötigt, in 35 Minuten zurück. Das ist Rekord und das macht ihm so schnell keiner nach. Er wendet dabei einen Trick an, den sich nur ein Chinese ausdenken kann. In China gibt es die Verkehrsregel, dass man an roten Ampeln immer rechts abbiegen darf, quasi entsprechend des grünen Pfeils in Deutschland, aber halt ohne das Schild am Ampelpfosten. Jedes Mal, wenn das Taxi an eine rote Ampel kam (und davon gibt es auf dem Weg zum Werk so einige), ist er rechts in die Seitenstraße abgebogen, hat dort einen U-Turn gemacht und ist dann gleich wieder rechts zurück auf die Hauptstraße abgebogen und war dann wieder auf der ursprünglichen Straße und ist somit ganz vorschriftsmäßig die rote Ampel umgangen.

 

21.05.2012

30°C!

Simons Pass ist zurück, aber einen Termin für die Ankunft unseres Seecontainers in Shenyang haben wir immer noch nicht. Immerhin kann Simon jetzt mit dem Führerschein weitermachen. Am Freitag ist Physical Check.

 

19.05.2012

Es ist Samstag. Wir haben 27°C. Simon muss zur Arbeit, denn heute ist die Generalprobe für das am kommenden Donnerstag stattfindende Grand Opening des neuen Werkes. 

Sophie macht sich auf den Weg mit Simons Team Assistentin, um Vorhänge für unsere Wohnung zu kaufen. Wir gehen in den Wuai Market, wo es eine Etage mit hunderten kleinen Läden mit Gardinen gibt. Für jemanden, der auf Rüschen, Spitzen und Blümchen steht, das reinste Paradies. Wir irren drei Stunden durch die Gänge zwischen den Läden und haben am Ende gerade mal drei Vorhänge gefunden. Der chinesische Geschmack für Vorhänge ist schon etwas speziell.  

 

18.05.2012

Horrornachricht: Wasserschaden bei den Über-uns-Nachbarn in unserer neuen Wohnung! Wir werden per e-Mail benachrichtigt, ob wir nicht mal nachschauen möchten, wieviel Wasser in unsere Wohnung gelangt ist.

Nach der Arbeit fahren wir hin. In der Küche ist eine Wasserpfütze auf dem Boden, ca. 2 Liter. Die Küche ist kompett gefließt und das Wasser hat keine Spuren hinterlassen. Die anderen Zimmer sind zum Glück trochen geblieben.

 

14.05.2012

Simons Pass ist schon wieder unterwegs. Dieses Mal, um unseren Seecontainer mit unserem gesamten Hab und Gut aus dem Zoll zu befreien. Das dauert ca. 2-3 Wochen. Somit kann Simon noch nicht mit dem Führerschein weitermachen, da er sowohl für den Physical Check als auch die theoretische Prüfung seinen Pass braucht.

 

12.05.2012

Simon ist zurück aus München :-)

 

08.05.2012

Sophies theoretische Prüfung für den Führerschein: das Lernen am Wochenende hat sich gelohnt. Der Führerschein ist bestanden!

 

07.05.2012

Angeblich soll heute unser Seecontainer in China eintreffen. Bisher wurde uns das aber noch nicht von der Spedition bestätigt. Wir lassen uns überraschen. Irgendwann wird er schon kommen.

 

06.05.2012

Bei Frage Nummer 1001-1318 stelle ich fest, dass ich unbedingt mal wieder einen Erste Hilfe Kurs machen sollte. Fragen zum Thema Erste Hilfe werden nämlich in China auch mit der Führerscheinprüfung abgefragt.

 

05.05.2012

Simon ist auf dem Weg nach München und Sophie büffelt für die Führerscheinprüfung. Bei Frage Nr. 1000 (von 1318) ist für heute Schluss. Die meisten chinesischen Verkehrsregeln sind ähnlich wie die Deutschen Regeln. Allerdings merkt man das nicht im täglichen Straßenverkehr. Ich frage mich ob die Prüfungsfragen auf chinesisch dieselben sind wir die auf Englisch. Falls ja, dann haben alle Autofahrer die sofort nach der Prüfung wieder vergessen. Hier eine Auswahl aus dem Fragenkatalog:

 

When a vehicle encounters an old man riding bike on the road, the driver should...

a. honk to indicate him to yield when approaching him.

b. honk in advance, reduce speed and evade.

c. swiftly bypass.

d. follow closely.

Richtige Antwort: b

Was man bei einer alten Frau auf dem Fahrrad macht, kommt in den Fragen nicht vor.

 

When driving in a rainy day, the driver should ... when a pedestrian holding umbrella or in raincoat is walking on the highway.

a. drive at the normal speed

b. continously honk to indicate him to yield

c. speed up and bypass

d. honk in advance and properly reduce speed

Richtige Antwort: d

Ich frage mich 1. was macht ein Fußganger auf dem Highway und 2. was mache ich wenn der arme Kerl bei Regen keinen Schirm oder Regenmantel trägt?

 

When encountering pedestrians wearing cotton-padded caps or overcoats in winter, the driver should honk and be ready to brake. Right or wrong?

Richtige Antwort:right

Also bei Fußgängern mit wattierten Mützen oder Mänteln im Winter immer hupen. Zur Erinnerung: in Shenyang hat es im Winter -25°C. Da laufen alle mit Wintermänteln und Mützen rum, ansonten würden einem die Ohren abfrieren. Also immer fleißig hupen!

 

In a vehicle that has safety belts, the driver should request the passengers to buckle up. Right or wrong?

Richtige Antwort: right

Was fällt einem hier sofort auf? Gibt es Fahrzeuge ohne Sicherheitsgurte? In der Realität sieht das in China so aus: wenn man sich als Beifahrer anschnallt, signalisiert das dem Fahrer, dass man seinen Fahrkünsten nicht traut. Im Taxi z.B. kommt man auf der Rückbank eh nicht an die Anschnallgurte ran, da sie unter dem Schonbezug versteckt sind und der Gurt auf dem Beifahrersitz ist so dreckig, da ihn niemand benutzt, dass man das lieber auch nicht tun sollte. Außerdem fährt der Taxifahrer dann noch schneller wenn man sich anschnallt. Das ist ein Zeichen für ihn, dass man es eilig hat.

 

Mal schauen was in den übrigen 318 Fragen morgen noch so auf mich wartet.

 

04.05.2012

Sophie hat heute den Termin für den Physical Check für den Führerschein. 

Ich werde dazu am Büro abgeholt und zu der Behörde gebracht, in der später auch die theoretische Prüfung stattfinden wird. Nach 10 minütiger Fahrt sind wir auch schon da und dann wird in einer Art Baracke ein Foto gemacht. Das dauert eine Minute und ich muss 10 RMB bezahlen (ca. 1,20 EUR). Danach geht es zum Nachbareingang. Dort sitzen in einem Rechteck angeordnet sieben Damen in weißen Kitteln. Bei der ersten bezahle ich 20 RMB, bei der zweiten mache in einen Fingerabdruck mit roter Stempelfarbe, bei der dritten bekomme ich einen Kopfhörer aufgesetzt aus dessen einer Seite es laut tutet. Ich muss ihr dann anzeigen auf welcher Seite es tutet. Also wer das nicht hört ist nicht nur schwerhörig, sondern taub. Die vierte macht mit mir einen Sehtest. Ich muss ihr zeigen zu welcher Seite die Enden des E's zeigen. Ich bin vorgewarnt und trage heute extra Kontaktlinsen, das hat niemand gemerkt. Bei der vierten kommt dann der Rot-Grün-Sehtest. Sie hat vier verschiedene Bilder vor sich liegen, zeigt dann spontan auf eines davon und möchte von mir wissen, was ich sehe. Ich habe Glück, denn es ist dasselbe Tier wie schon beim Medical Check  auf unserem Look and See Trip für unser Arbeitsvisum: ein Pferd. Das konnte ich ihr sogar auf Chinesisch sagen: "Ma". Bei der fünften hätte ich eigentlich eine Kniebeuge machen müssen und einmal die Hände zu Fäusten ballen, um zu zeigen, dass ich ein Lenkrad halten kann und Gas- und Bremspedal treten kann, aber die lässt mich einfach passieren. Dass ich die Hand schließen kann hat sie wohl daran gesehen, dass ich meine Handtasche festhalte und dass mit der Kniebeuge weiß ich jetzt auch nicht warum das bei mir ausfällt. Die sechste gibt mir einen roten Stempel auf das Formular, das ich von Station zu Station trage und die siebte drückt einen Siegel drauf. Alles in Allem vier Minuten.

Danach geht es zur Anmeldung für die theoretische Führerscheinprüfung. Dafür werden mir 50 RMB berechnet und nach 20 Minuten habe ich einen Termin für nächsten Dienstag. Nun werde ich also das Wochenende damit verbringen, die 1318 Fragen zu lernen.

Simon fliegt morgen auf Dienstreise nach München - läßt Sophie allein zurück in China - und hat daher keine Zeit für den Check.

 

Außerdem ist heute Youth Day. Alle Mitarbeiter unter 28 Jahren dürfen Mittags die Arbeit beenden und haben dann einen halben Tag frei (so wie am Weltfrauentag am 08. März). Simon beschwert sich, dass es keinen Tag für alte Männer gibt...

 

Temperatur: 28°C

 

01.05.2012

Heute ist Feiertag. Sophie nutzt den freien Tag und das schöne Wetter (Sonnenschein und 25°C) und geht im Wulihe Park am Hunhe River spazieren. Der Park schlängelt sich über viele Kilometer am Fluss entlang und eignet sich sehr gut zum Spazierengehen, Fahrradfahren, Picknicken oder Drachensteigenlassen (sehr beliebt in China!). Unsere Wohnung liegt ca. 100m von diesem Park entfernt. Wenn wir dort eingezogen sind, werden wir dort sicherlich häufiger unterwegs sein.

Simon muss trotz des Feiertags arbeiten.